06. Nov 2014

Im Zitate-Streit greift Helmut Kohl seinen Ex-Biografen Heribert Schwan an

Berliner Morgenpost - RECHTSSTREIT

"Der ist verrückt"

Altkanzler Helmut Kohl hat seinen ehemaligen Biografen Heribert Schwan im Streit über seine Zitate persönlich angegriffen. Kohl sagte dem "Stern" in einem Gespräch, welches das Magazin mit dem Altkanzler sowie dessen Frau Maike Kohl-Richter führte: Es sei sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe. "Der ist verrückt", sagte Kohl.

Kohl-Richter nannte Schwan einen "Wichtigtuer" und warf ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor. Schwan hatte Kohl 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden in dessen Haus interviewt und die Gespräche auf Band aufgenommen. Sie dienten der Vorbereitung von Kohls Memoiren, von denen drei Bände erschienen – danach wurde die Zusammenarbeit beendet. Nun hat Schwan das Buch "Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle" veröffentlicht und darin unverblümt Kohls Kritik an politischen Weggefährten wiedergegeben.

Lob für die Ehefrau

Kohl bestreitet, dass Schwan seine Aussagen hätte verwenden dürfen. Er verlangt, dass mehr als 100 Zitate in dem Buch gestrichen werden. In dem Rechtsstreit will das Landgericht Köln am 13. November entscheiden. Maike Kohl-Richter sagte, sie rechne in der ersten Instanz mit einem für sie positiven Ausgang.

Kohl, 84, lobte auch seine Frau. "Ganz eindeutig. Ich bin glücklich", sagte der Altkanzler. Seine zweite Frau habe ihm viel geschenkt. "Eine schöne Ehe." Die 1964 geborene Maike Kohl-Richter sagte, ihre Ehe sei ein Ausdruck von Liebe und tiefer Verbundenheit. Kohl sitzt seit einem Sturz vor sechseinhalb Jahren im Rollstuhl und kann nur mühsam sprechen. Seine Frau sagte, sie liebe Kohl sehr. "Ich würde das alles wieder tun." Sein Verhältnis zu seinen zwei Söhnen Peter und Walter beschreibt Helmut Kohl im "Stern"-Gespräch als schlecht. "Wir haben kein gutes Verhältnis." Er wolle seine Söhne auch nicht sehen. Kohl-Richter wehrt sich in dem Gespräch gegen Vorwürfe, sie zerre ihren Mann an die Öffentlichkeit. "Unser Leben ist nicht so negativ, wie die öffentliche Darstellung über uns ist."

Es sei schwer für sie gewesen, in das Haus zu ziehen, in dem Kohl mit seiner ersten Frau Hannelore gewohnt habe, sagte Kohl-Richter. Hannelore Kohl nahm sich dort 2001 das Leben. Das Haus in Ludwigshafen-Oggersheim sei aber für sie beide "der einzige Weg" gewesen, zusammenzubleiben, und es sei für ihren Mann "die einzige Chance, gesund zu werden". Kohl sagte im Interview: "Ich sage dem lieben Gott jeden Tag: Ich will 90 werden."

Quelle: BM
© Berliner Morgenpost 2014 - Alle Rechte vorbehalten